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Aufführungen am 4.,5. und 11., 12. November 2000 im Kolomanisaal / Stift Melk

Thomas Foramitti

"Die Schöpfung"

Oratorium von Joseph Haydn

Im November 2000 wurde im Kolomanisaal des Stiftes viermal Joseph Haydns Oratorium »Die Schöpfung« aufgeführt. Es handelte sich dabei um Auffühngen, in denen dieses bekannte Werk mit einigen optischen und inszenatorischen Momenten von P. Martin Rotheneder dargeboten wurde - dabei waren auch die Pausen in ein inszeniertes Geschehen eingebunden: Am Gymnasialgang erwarteten die Besucher themenbezogene Installationen, die von den Klassen 2A, 4A, 4C, 4D, SA, SC, 6C und 7C unter der Leitung von Prof. Norbert Gmeindl, Prof. Michael Grill, Prof. Paulus Fonatsch und Prof. Johannes Fonatsch gestaltet worden waren. In der zweiten, der längeren Pause war das Publikum eingeladen, durch den ersten Teil der Landesausstellung im großen Keller zu gehen, der die Schöpfungsgeschichte behandelte.

Die Schöpfung wurde von Chor und Orchester des Stiftes aufgeführt, die Soloparts übernahmen Gudrun Burghofer (Sopran), Tore Denys (fenor) und Josef Redlingshofer (Bass). Eine Besonderheit dieser Aufführung waren einige Tanzszenen, die Monika Czertezni, Petra Fornayova, Daniel Racek und Peter Groll mit bemalten Körpern (Gestaltung: Marianna Arvay-Cunderlikova) darboten.

Ein paar persönliche Gedanken zu den Melker Aufführungen von Haydns Schöpfung im November 2000:

Mitte November 1998 hat mich Pater Martin gefragt, ob ich nicht als »kleinen Akzent« zum Abschluss der Landesausstellung im Stift Melk Joseph Haydns »Schöpfung« aufführen möchte. Mein »JA!« war ebenso spontan wie unüberlegt. - Ich liebte dieses Werk - und ich liebe es mehr denn je. Da ich aus Erfahrung weiß, dass man nur musizierenderweise in ein musikalisches Werk wirklich eindringen kann, musste ich diese einmalige Gelegenheit einfach ergreifen.

In den zwei Jahren, die seitdem vergangen sind, ist mir immer wieder ein Gedanke aus einem Wallfahrtslied Davids in den Sinn gekommen; ein Gedanke, den ich mir davor als Leitspruch vor Augen halten, jetzt aber plötzlich wegschieben wollte: »Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig blicken meine Augen. Ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu wunderbar und zu hoch sind.« - Wie kann man sich einem Werk, das einem eigentlich viel zu wunderbar und zu hoch ist, nähern, ohne stolz oder hochmütig zu sein? Ich machte die Erfahrung, dass Stolz und Hochmut jede Bedeutung verlieren, wenn man sich auf dieses Oratorium ganz einlässt. Wenn man Haydns Schöpfung wirklich ernst nimmt, lernt man vor allem Demut! Demut vor diesem Werk genauso, wie Demut vor der Schöpfung und die kindliche Freude über ihre Schönheit. Und wenn diese Schönheit heute mehr denn je durch das Wirken von Menschen, denen diese vornehme Eigenschaft der Demut scheinbar völlig fehlt, getrübt und zerstört wird, brauchen wir umso mehr die Beschäftigung mit dem Schönen, dem Positiven, um Energie für den Kampf gegen die zerstörerischen Kräfte zu sammeln oder einfach nur, um nicht zu zerbrechen. - Dabei bedeutet die Auseinandersetzung mit Haydns Schöpfung nicht, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen, sondern sie vielmehr so zu sehen, wie sie gemeint ist. (Man kann das auch auf die Beziehung von Frau und Mann ausdehnen, wenn man sich dabei nicht in die 200 Jahre alten Worte verbeißt, sondern das versteht, was die Musik verlangt und auch ausdrückt: gegenseitige Achtung und Liebe.)

Wenn die ersten Töne der Schöpfung erklingen, ist mir, als könnten wir den hektischen Lauf der Zeit anhalten und tief durchatmen. Und wenn dann »eine neue Welt entsteht«, spür ich in mir die Gewissheit, dass der göttliche Funke im Menschen noch weiter brennt, dass die schöpferische Kraft Gottes die positiven Kräfte der Menschheit (die leider viel zu oft übersehen werden) stärkt - und dann kann ich das Lied Davids fortsetzen: »Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.«